Der insgesamt 11. Nordpokal - seit seiner Einführung im Jahre 1978 - brachte eine herbe Enttäuschung. Lediglich sechs (man schämt sich, dies zu schreiben) Spieler hatten Interesse, bei diesem eigentlich sehr reizvollen Wettbewerb mitzumischen. Das hatten die Berliner Sportfreunde wahrlich nicht verdient, die alles in alter Manier hervorragend organisierten.
Besonders erfreulich die Teilnahme der Neulinge C.Gey (Geesthacht) und J.Busmann (Bremen), die beide ihr erstes nationales Turnier bestreiten wollten. Über W.Pretzel (Berlin), den alten Routinier, der bereits 1975 aktiv war, konnte man sich ebenfalls freuen. Nationalspieler M.Tilgner sah sich diesmal in der Rolle des Geheimfavoriten. Nordmeister J.Röttjer und Vorjahresfinalist A.Christensen (beide Geesthacht) waren die ganz klaren Favoriten für den Pokalsieg.
Beschämend das Fehlen von Titelverteidiger K.H.Wulff, der Emder, der Fallingbostler und der Bremer. Wie leicht hätten zwanzig Spieler teilnehmen können, aber was solls!? Nach langen Diskussionen beschloß man, daß im Doppel-KO-System gespielt wird. Sicherlich ein sehr reizvoller Modus, der viel Spannung versprach. Die Runden wurden jeweils frei ausgelost:
1.Spielrunde | Jens Röttjer | - Wilfried Pretzel | 3-0 (1-0) |
Andreas Christensen | - Joachim Busmann | 4-0 (2-0) | |
Marcus Tilgner | - Christoph Gey | 3-0 (2-0) |
Jeweils drei sehr glatte und ungefährdete Siege. Überraschend aber, daß die erwarteten Kantersiege von AC und MT ausblieben. Die beiden Neulinge hielten sich recht gut und machten ihren scheinbar übermächtigen Gegnern das Toreschießen recht schwer.
2.Spielrunde | Jens Röttjer | - Marcus Tilgner | 5-1 (1-0) |
Andreas Christensen | - Wilfried Pretzel | 3-1 (0-0,1-1) nV | |
Joachim Busmann | - Christoph Gey | 4-0 (2-0) |
JR siegte eigentlich unerwartet klar gegen den aufstrebenden Berliner. Noch unerwarteter kamen die Schwierigkeiten des Vorjahresfinalisten AC mit dem alten Hasen WP. Der Routinier war sehr treffsicher und abwehrstark, AC kam nicht wie erhofft zum Zuge und kam erst in den letzten Minuten zum schmeichelhaften Sieg. Der Bremer Neuling besiegte zwar verdient den erst dreizehnjährigen Geesthachter, aber etwas unter Wert. CG hatte einige gute Torgelegenheiten, doch etwas nervös vergab er sie leichtfertig. Insgesamt aber eine recht gute Leistung des jungen Nachwuchsspielers aus Geesthacht.
3.Spielrunde | Marcus Tilgner | - Joachim Busmann | 3-1 (2-1) |
Andreas Christensen | - Jens Röttjer | 3-1 (0-0) |
MT hatte unerwartet viel Mühe mit dem klaren Außenseiter aus Bremen. Mit etwas Glück hätte JB noch einige Treffer markieren können.
MT spielte wirklich sehr zerfahren, konnte durch diesen Sieg aber die nächste Runde erreichen Zwischen den alten Rivalen AC und JR entwickelte sich wieder einmal ein typisches Duell. JR, etwas offensiver eingestellt versuchte, den Abwehrriegel von AC zu knacken, leider erfolglos. Kurz nach dem Anpfiff zur 2. Halbzeit dann ein schöner Schuß aus spitzem Winkel, und es stand 1-0 für den Nordmeister. Dieses Tor leitete kurioserweise die Wende für AC ein. Er wurde immer stärker und kam schnell in regelmäßigen Abständen zu Treffern, die einen hochverdienten 3-1 Erfolg sicherstellten.
4.Spielrunde | Andreas Christensen | - Marcus Tilgner | 3-1 (3-0) |
MT damit ausgeschieden. AC begann sehr furios. Innerhalb der ersten 11 Minuten kam er zu teilweise recht unmöglichen Treffern. Danach konnte MT nicht mehr viel ausrichten: trotz verstärkter Bemühungen scheiterte er an dem wirklich clever spielenden AC, der das Spiel mit Geschick und Routine über die Runden brachte. Da konnte auch der späte Anschlußtreffer nichts mehr ändern. Endlich einmal ein glatter Sieg über MT und nicht wie so oft ein Zitterspiel.
Spiel um Platz 5 | Wilfried Pretzel | - Christoph Gey | FS 1-0 |
WP und CG entschieden dieses Spiel einfach durch ein Freistoßschießen. CG litt auch hier unter Abschlußschwächen und kam zu keinem Treffer. WP damit verdient Fünfter - jedenfalls in diesem Spiel.
A.Christensen stand nach 1987 nun bereits zum zweiten Mal im Pokalendspiel des LV Nord. Nordmeister J.Röttjer war erstmals im Endspiel, hatte allerdings schlechte Karten, da er schon eine Niederlage auf dem Konto hatte.
Übrigens zum vierten Mal hintereinander ein rein Geesthachter Endspiel. J.Röttjer ist bereits der sechste Geesthachter, der sich ins Pokalendspiel kämpfen konnte. Sicherlich eine stolze Bilanz des SC Holstein Geesthacht. Aber nun zum Finale.
1. Finale | Jens Röttjer | - Andreas Christensen | 3-3 (1-1,2-2,3-3) nV FS 2:1 |
Also war ein zweites Endspiel nötig. Wieder war es ein sehr spannendes Spiel, das an Dramatik kaum zu überbieten war. JR begann angesichts der für ihn ungünstigen Ausgangslage sehr konzentriert und dementsprechend verhalten. Trotz dieser Defensivtaktik kam es zur frühen Führung des Nordmeisters. AC ließ sich aber nicht beeindrucken und glich nach energischem Spiel Mitte der 1.Hälfte verdient aus. AC gewann im weiteren Verlauf mehr und mehr Oberwasser, so daß es nach rund 25 Minuten verdient 2-1 für AC stand. Das schien eigentlich die endgültige Entscheidung zu sein, denn JR schien zu resignieren, und AC beherrschte eigentlich jederzeit das Geschehen. Doch in ACs Angriffe hinein kam ein Konter zum glücklichen 2-2 für JR. In der Verlängerung passierte dann nicht mehr viel trotz zweier Treffer. Im Freistoßschießen konnte AC nur einen Treffer vorlegen, JR verwandelte die Bälle 3 und 4.
2. Finale | Jens Röttjer | - Andreas Christensen | 5-4 (2-2,3-3,3-4) nV |
Wiederum entwickelte sich ein sehr dramatisches Spiel. Beide Akteure zeigten jedoch Konzentrationsmängel. Kein Wunder, denn für beide war es immerhin schon das 5. bzw. 6. Spiel des Tages. Beide suchten deshalb die Entscheidung in der Offensive. Ein offener Schlagabtausch mit einigen guten Torgelegenheiten. JR ging dreimal in Führung, kassierte jedoch postwendend den Ausgleich. In der Verlängerung sah sich AC schon als Sieger, als ihm die Führung gelang. In der 53. Minute dann der verdiente Ausgleich und in der 60. Minute, Sekunden vor dem Freistoßschießen, der Siegtreffer des Nordmeisters. Etwas Pech für AC, der den Sieg im Prinzip auch verdient hätte. Aber in einem Endspiel kann eben nur einer gewinnen. AC verlor zum zweiten Mal hintereinander das Pokalendspiel.
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1. | Jens Röttjer | SC Holstein Geesthacht |
2. | Andreas Christensen | SC Holstein Geesthacht |
3. | Marcus Tilgner | Sparta Spreeathen 74/82 |
4. | Joachim Busmann | SF Bremen |
5. | Wilfried Pretzel | Sparta Spreeathen 74/82 |
6. | Christoph Gey | SC Holstein Geesthacht |
Mit Jens Röttjer gab es eigentlich den erwarteten Pokalsieger, der sich erstmals diese Trophäe sichern konnte.
Andreas Christensen verlor wieder das Finale, wieder recht unglücklich. Allerdings bot er nach seiner Spielpause ziemlich gute Leistungen. Er bestätigt auch weiterhin seine zweifellos vorhandene Spitzenposition. Marcus Tilgner bot eine ziemlich enttäuschende Leistung. Zwei mühevollen, aber ungefährdeten Siegen gegen die beiden Neulinge stehen zwei glatte Niederlagen gegen die Favoriten gegenüber. Allerdings wird er bei der der nächsten Einzelmeisterschaft zu beachten sein. Neuling Joachim Busmann bot überraschend gute Leistungen. Er leistete gegen AC und MT viel Widerstand und gewann recht hoch gegen den anderen Neuling Christoph Gey, der ebenfalls angenehm überraschte. Mit seinen erst 13 Jahren ist er natürlich noch zu erheblichen Steigerungen fähig.
Routinier Wilfried Pretzel bot ebenfalls starke Leistungen. Er hatte jedoch Lospech und schied gegen beide Finalisten erst nach hartem Kampf aus, gegen AC sogar erst nach Verlängerung. Hoffentlich bleibt er weiter am Ball. Eine Bereicherung für den LV Nord ist der sympathische Berliner allemal.
Enttäuschend war die niedrige Teilnehmerzahl von sechs Spielern. Von den 16 Erstligisten des LV Nord nahmen nur 3 teil. Hoffentlich ist das keine zukunftsweisende Richtung.
seit dem 01.07.2001 |