Nordpokal 1990

13. Oktober 1990

in Emden


Der diesjährige Nordpokal wurde von den Emder Sportfreunden in, wie ich mir hab' sagen lassen, gewohnt guter Manier ausgerichtet. So war der Raum optimal, die Platten nicht ganz so, aber dafür stand für jeden schon der Kaffee bereit. "Sportlich" stand er unter keinem guten Stern, denn schon um sich auf einen vernünftigen Modus zu einigen, brauchte man ewig. Zehn Leute waren anwesend, und vom Titelverteidiger Michael Nixdorf hatte der Spielleiter die mündliche Zusage zur Teilnahme erhalten, mit dem Vermerk, daß er nur noch nicht genau wisse, ob Thomas Panning mitkommt. Also lautete die Frage: welcher Modus besitzt für zehn Spieler noch annähernd Pokal-Charakter und läßt die Möglichkeit offen, einen, zwei oder wie sich herausstellen sollte, keinen zusätzlichen Teilnehmer aufnehmen zu können, ohne daß eine unzumutbare Ausrichtungszeit erreicht wird. Also einigte man sich auf zwei Fünfer-Gruppen mit Überkreuzhalbfinals. Bei vier aufgebauten Platten und - auch wenn es jetzt Leute gibt, die das nicht so gerne lesen - ohne Schiedsrichter sollte das ganze den zeitlichen Rahmen einhalten.

Die Favoriten? Jeder Stammleser erwartet jetzt die Namen Jens Röttjers und Klaus-Heinrich Wulffs, doch beide Standardfavoriten waren nicht am Start. So mußte wohl erstmals der Berliner Marcus Tilgner mit der Rolle (und Bürde ?) des Favoriten fertig werden. Besonders Andreas Christensen und Gastgeber Wilhelm Maßmann war es zuzutrauen, ihn am ersten Nordtitel zu hindern. Bernd Külper sei hier ebenfalls erwähnt; denn er war von den Anwesenden der aktuellste Ex-Nordpokalsieger. Zur Auslosung sei nur noch angemerkt, daß selbstverständlich darauf geachtet wurde, Spieler eines Vereines möglichst zu trennen. Dann konnte es endlich losgehen:



Platz Name Tore Punkte Vorrunde - Gruppe 1
1. Andreas Christensen 5:3 6-2 Robert Plauk - Marcus Tilgner 4:4 (1:2)
2. Marcus Tilgner 12:8 7-3 Andreas Christensen - Henning Fischlein 1:0 (1:0)
3. Robert Plauk 11:7 6-4 Robert Plauk - Andreas Christensen 0:1 (0:1)
4. Martin Fleßner 4:8 3-5 Martin Fleßner - Henning Fischlein 2:2 (1:2)
5. Henning Fischlein 5:10 2-6 Robert Plauk - Martin Fleßner 4:0 (3:0)
Andreas Christensen - Marcus Tilgner 2:2 (2:0)
Robert Plauk - Henning Fischlein 2:2 (2:1)
Marcus Tilgner - Martin Fleßner 1:1 (0:0)
Andreas Christensen - Martin Fleßner 1:1 (1:0)
Marcus Tilgner - Henning Fischlein 5:1 (1:0)

In Gruppe l fiel die Entscheidung über das Vordringen in das Halbfinale noch viel knapper, als es die Tabelle auszusagen vermag. Zwischen Robert Plauk und dem eigentlichen Favoriten Marcus Tilgner entwickelte sich ein spannendes Duell, bei dem Marcus Tilgner mehrere Male ganz dicht vor dem Aus stand. So bereits im direkten Vergleich, als Robert Plauk seinen letzten Treffer genau eine Minute vor Schluß erzielte, und Marcus Tilgner damit am Rande einer Niederlage hatte. Der jedoch erzielte ebenfalls noch einen Treffer, als noch ca.20 Sekunden zu spielen waren, als Robert Plauk den Keeper nicht richtig zu greifen bekam. Dann im Spiel AC-MT ging Andreas Christensen völlig verdient mit 2:0 in Führung und ließ dann die Zügel etwas schleifen, weil er der Meinung war, daß so oder so die beiden in das Halbfinale einziehen würden. Nur dadurch konnte Marcus Tilgner noch ausgleichen. Gleichzeitig legte Robert Plauk einige Treffer vor, so daß ein weiterer Punktverlust für Marcus Tilgner schon prekär wäre. Den leistete er sich dann auch noch eine halbe Minute vor Schluß gegen Martin Fleßner, der bravourös kämpfte. RP's Pech, daß er zu diesem Zeitpunkt ebenfalls den Ausgleich kassiert hatte, da er in Anbetracht von MT's Führung an der Nebenplatte davon ausging, er würde diese über die Runden bringen und demnach etwas zu lässig agierte. Während Andreas Christensen sich den Punktverlust in der letzten Runde gegen Martin Fleßner, der somit seinen zweiten "Erfolg" feierte, locker leisten konnte, stand Marcus Tilgner unter Siegzwang. In der ersten Minute gelang ihm die Führung gegen den gesprächig aufspielenden Henning Fischlein, verkrampfte dann und kam erst Ende der zweiten Hälfte zu einem unverdient hohen Erfolg, als seine Distanzschüsse plötzlich anfingen, zu passen. Nach teils durch katastrophal schwachen Leistungen bedingtem spannendem Verlauf letztendlich doch die erwarteten Halbfinalisten.

Platz Name Tore Punkte Vorrunde - Gruppe 2
1. Wilhelm Maßmann 10:4 6-2 Sven Schilling - Wilfried Pretzel 0:1 (0:0)
2. Wilfried Pretzel 5:2 6-2 Hans Zientarski - Wilhelm Maßmann 0:2 (0:1)
3. Bernd Külper 6:6 6-2 Sven Schilling - Wilhelm Maßmann 1:2 (1:1)
4. Sven Schilling 2:5 1-7 Bernd Külper - Hans Zientarski 3:1 (0:0)
5. Hans Zientarski 2:8 1-7 Wilfried Pretzel - Wilhelm Maßmann 2:1 (1:0)
Sven Schilling - Bernd Külper 0:1 (0:1)
Sven Schilling - Hans Zientarski 1:1 (1:0)
Wilfried Pretzel - Bernd Külper 0:1 (0:1)
Bernd Külper - Wilhelm Maßmann 1:5 (1:2)

Hier wird der spannende Verlauf auch durch die Tabelle belegt. Gleich drei punktgleiche Spieler an der Spitze. In der ersten Runde zwei zu erwartende Ergebnisse, bei denen sich jedoch keiner der beiden stärker eingeschätzten Spieler einen Sockel ausriß. In Runde zwei hatte der Gruppenfavorit Wilhelm Maßmann einige Probleme, den abermals zäh um das Remis kämpfenden Sven Schilling in die Knie zu zwingen. Bernd Külper kam nach einigen Anlaufschwierigkeiten doch noch in Fahrt und landete einen wichtigen Sieg. Diese dritte Runde brachte dann noch eine recht satte Überraschung. Daß WP's Formkurve derzeit aufwärts tendiert, war zumindest den Berlinern klar, aber daß es zu einem, wenn auch sehr glücklichen, Sieg gegen den ständig sein Tor berennenden Wilhelm Maßmann reicht, ließ selbst seine Vereinskameraden aufhorchen. In der vierten Runde dann machte Bernd Külper es dem Gastgeber vor und stand nach seinem 1:0-Erfolg vor dem letzten Durchgang mit 6-0 Punkten ganz oben. In diesem war es aber an Wilhelm Maßmann, zu zeigen, wie es gemacht wird, und mit einem mehr als deutlichen Sieg gegen Bernd Külper leistete er seinem Bezwinger Wilfried Pretzel die notwendige Schützenhilfe, um diesen in das Halbfinale zu schiessen. Wilfried Pretzel selber tat sich lange Zeit schwer gegen Hans Zientarski, konnte aber gegen Mitte der zweiten Hälfte den umjubelten Führungstreffer erzielen. Durch den direkten Vergleich zwischen Hans Zientarski und Sven Schilling in Runde vier, der remis endete, kam es zu der für den Spielleiter zwar nicht besonders anspruchsvollen, aber doch auffallenden Aufgabe, die Tordifferenz von jedem der fünf Gruppenspieler auszurechnen, um die Endplazierung zu ermitteln. Dabei hatte dann Wilhelm Maßmann das längste und Hans Zientarski das kürzeste Ende für sich. Kurios auch, daß Sven Schilling und Bernd Külper trotz eines Fünf-Punkte-Unterschiedes im gleichen Halbfinale landeten.



Halbfinale 5-8 Robert Plauk - Sven Schilling 0:0 FS RP
Martin Fleßner - Bernd Külper 2:0 kl
Halbfinale l - 4 Marcus Tilgner - Wilhelm Maßmann 2:3 (2:0)
Andreas Christensen - Wilfried Pretzel 3:2 (1:1)

Plazierungsspiele
... um Platz 7 Sven Schilling - Bernd Külper 2:0 kl
... um Platz 5 Robert Plauk - Martin Fleßner 3:1 (3:1)
... um Platz 3 Marcus Tilgner - Wilfried Pretzel 3:2 (2:1)

Finale
Andreas Christensen - Wilhelm Maßmann 6:1 (2:1)

Das Ende des Wettbewerbs ist schnell erzählt: Die Wangerooger fuhren vorzeitig nach Hause und waren damit beide Neunter, Bernd Külper fuhr ebenfalls früher, daher Fünfter Robert Plauk, Sechster Martin Fleßner. Siebter Sven Schilling und Achter Bernd Külper. Das Halbfinale zwischen Marcus Tilgner und Wilhelm Maßmann erlebte m der zweiten Halbzeit eine von vielen nicht erwartete Wende, vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil gerade Marcus Tilgner zu denen gehörte, der sie eben doch erwartete. Selbst der Treffer zehn Sekunden vor der Pause zum 2:0 brachte ihm nicht die nötige Sicherheit. Andreas Christensen hatte ebenfalls einige Probleme mit Wilfried Pretzel, den er innerlich schon als Freilos feierte. Nach dem 2:l wollte er eine Ecke direkt verwandeln, doch den vom herumliegenden Keeper abprallenden Ball schob Wilfried Pretzel volley ein. Das Tor zur Finalteilnahme schoß er 30 Sekunden vor Schluß auf. Im Finale dann eine recht ausgeglichene Partie, bis Andreas Christensen mit dem für Wilhelm Maßmann unglücklichen 3:1 davonzog. Damit war der Widerstand des Emders gebrochen und der Weg war frei für Andreas Christensen, der sich als 2. Vorsitzender den ersten Nordpokal dann selber überreichen durfte.



Endstand
1. Andreas Christensen Hamburger SV 81
2. Wilhelm Maßmann SC Emden Wolthusen 75
3. Marcus Tilgner Sparta Spreeathen 74/82
4. Wilfried Pretzel Sparta Spreeathen 74/82
5. Robert Plauk Sparta Spreeathen 74/82
6. Martin Fleßner SC Emden Wolthusen 75
7. Sven Schilling 1.SC Schönkirchen
8. Bernd Külper jff Rauschende Zeiten
9. Henning Fischlein STFC Wangerooge
Hans Zientarski STFC Wangerooge

seit dem 01.07.2001